Materialsammlung: Fünftes virtuelles Austauschtreffen
1. Inputvortrag vom 06.05.2021:
Im fünften virtuellen Austauschtreffen am 06.05.21 stellt BAGSO-Referentin Sabine Wolf das Projekt “Digital souverän mit Künstlicher Intelligenz” vor. In Kooperation mit 16 lokalen Partnern werden bis Ende 2021 Multiplikatoren im Umgang mit KI-Technologien geschult, die regelmäßig ältere Menschen in der digitalen Welt begleiten. Dabei werden Vor- und Nachteile gleichermaßen beleuchtet.
Die BAGSO ist die Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen und vertritt die Interessen der älteren Generationen. Sie setzt sich für ein aktives, selbstbestimmtes und möglichst gesundes Älterwerden ein.
Im Interview erläutert Sabine Wolf die wesentlichen Eckpunkte des Projektes.
innovativ-altern.de: Frau Wolf, wie war die Resonanz auf den Aufruf der BAGSO?
Sabine Wolf: Es erscheinen zwar täglich neue Artikel rund um Künstliche Intelligenz, für viele bleibt das Thema aber wenig greifbar. Bringt man KI dann noch mit dem Thema Alter zusammen, wird oft zuerst über Pflegerobotik oder Assistenzsysteme, die derzeit entwickelt werden, gesprochen. Die Resonanz auf unser Projekt „Digital souverän mit KI“ war daher sehr positiv: Viele schätzen den sehr konkreten Ansatz, zu untersuchen, wo KI-Methoden tatsächlich im Alltag älterer Menschen vorkommen. Die Möglichkeit, einfach auch einmal Geräte, die mit KI funktionieren, auszuprobieren, kommt gut an und war uns wichtig. Wenn man es selbst einmal ausprobiert hat, kann man viel besser entscheiden, ob man sich zum Beispiel einen Staubsaugerroboter zulegen möchte, der lästige Hausarbeiten übernimmt, oder Sprachassistenten nutzt, um den Alltag zu organisieren.
Die Menschen in den Standorten haben Ihre Wunschlisten zusammengestellt, die BAGSO hat die Beschaffung übernommen. Hat Sie etwas beim Blick auf die Wunschlisten überrascht?
Sabine Wolf: Positiv überrascht haben mich die Vorschläge unserer Partner, mit denen wir unsere Technikauswahlliste ergänzt haben. Insbesondere vom VTTNetz aus Wernigerode gab es da tolle Ergänzungen. Besonders gefreut hat es mich, dass auch Spiel und Spaß eine große Rolle spielen und sich viele Organisationen auch für Spielkonsolen und VR-Brillen entschieden haben.
Wir haben versucht, Geräte auszuwählen, die schon im Alltag angekommen sind, bezahlbar sind und älteren Menschen einen spürbaren Nutzen bringen könnten.
Sabine Wolf, BAGSO
Wie würden Sie die ausgewählten Produkte beschreiben?
Sabine Wolf: Wir haben zum einen versucht, Geräte auszuwählen, die schon im Alltag angekommen sind, bezahlbar sind und älteren Menschen einen spürbaren Nutzen bringen könnten. Dazu gehören zum Beispiel Staubsauger- und Haushaltsroboter, Smart-TVs oder intelligente Lautsprecher mit Sprachassistenten. Wir haben außerdem Geräte in unsere Auswahlpalette genommen, die zwar ganz ohne KI-Verfahren funktionieren, aber neugierig auf neuere Technologien machen, wie zum Beispiel VR-Brillen, und einen guten Gesprächseinstieg bieten, wie die im Projekt sehr beliebten Roboterkatzen. Wichtig war uns auch, dass unsere lokalen Partner ihre Grundausstattung aufstocken können, um zum Beispiel auf Tablets Apps zu zeigen, mit Smartphones Haushaltsgeräte zu steuern oder mit Webcams Videokonferenzen durchzuführen.
Mittlerweile konnten die Teilnehmer*innen in den Standorten über mehrere Monate eigene Erfahrungen mit den Produkten sammeln. Wie gestalten Sie den Erfahrungsaustausch?
Sabine Wolf: Der Wunsch nach Austausch ist groß, daher bieten wir einmal im Monat für unsere lokalen Partner und interessierte Ehrenamtliche eine Videokonferenz an. Vor Ort werden teilweise ebenfalls lokale digitale Austauschrunden angeboten. Wichtig sind uns auch die Erfahrungsberichte und Fragebögen, die uns ehrenamtliche Gerätetester*innen zurücksenden. Wer Facebook nutzt, ist herzlich eingeladen, in unsere Gruppe einzutreten, unsere Partner erhalten regelmäßig Infomails und auf unserer Website veröffentlichen wir Beiträge rund ums Projektthema
Gibt es Dinge, die nicht gut angenommen wurden?
Sabine Wolf: Obwohl einige lokale Partner gerne einen innovativen Sturzmelder ausprobiert hätten, war dies letztendlich nur in einer Musterwohnung in Wernigerode möglich. Für den Einbau in einer privaten Wohnung oder in einem Gemeinschaftsraum steckt die Technologie noch in einem zu frühen Entwicklungsstadium.
Wie gehen Sie mit diesen Bedenken um?
Sabine Wolf: Unser Projekt erprobt und untersucht ja genau dies: Wo können KI-Technologien im Alltag älterer Menschen bereits heute Unterstützung bieten? Was kann KI nicht ersetzen? Und wo besteht Nachbesserungsbedarf? Sowohl die Vorteile als auch die Nachteile arbeiten wir auf und veröffentlichen diese Ende des Jahres. In dem zuvor genannten Fall haben wir die Verbesserungsvorschläge unserer lokalen Partner direkt an das junge Startup weitergegeben, das diese auch dankbar aufgenommen hat.
Gibt es “das Produkt oder die Technik, das bzw. die alle überzeugt”?
Sabine Wolf: Eindeutig die Sprachassistenten. Hier sind zwar auch die Bedenken bezüglich des Datenschutzes besonders groß, aber bei den vielfältigen Anwendungen, die per Sprachbefehl funktionieren, ist für fast jeden etwas dabei, sei es das Licht auszuschalten, ohne aufstehen zu müssen, den Wecker zu stellen oder den Wetterbericht vorlesen zu lassen.
Wie hat sich bisher Ihr persönlicher Blick auf Produkte und Anwendungen Künstlicher Intelligenz verändert?
Sabine Wolf: Seit meinem ersten Computerspiel faszinieren mich neue technische und digitale Technologien und ich beobachte neugierig die entsprechenden Entwicklungen. So viel wie in den letzten Monaten habe ich aber lange nicht mehr dazu gelernt. Das Thema Künstliche Intelligenz ist so umfassend und betrifft so viele Bereiche, dass man sich da auch schnell verlieren kann. Dann hilft es, mich auf unsere Ausgangsfrage zu konzentrieren: Was bedeutet das hier und heute im Alltag älterer Menschen? Übrigens: Erst seit dem Projektstart nutze ich selbst Sprachassistenten und bin erstaunt, wie schnell ich mich daran gewöhnt habe.
Das Projekt dauert bis Ende des Jahres 2021. Wie werden Sie den Abschluss gestalten und ist eine Wiederholung oder Fortsetzung geplant?
Sabine Wolf: Ende des Jahres erscheint eine Broschüre, die die Ergebnisse des Projekts zusammenfasst und insbesondere älteren Menschen einen Einstieg ins Thema bietet. Die Ergebnisse werden beim Deutschen Seniorentag präsentiert, außerdem können die Gäste dort unsere Technik ausprobieren. Die Unterlagen unseres Qualifizierungsangebots werden ebenfalls veröffentlicht, so dass auch andere Senioreninternetinitiativen das Thema in ihre Angebote aufnehmen können. Auf unserer Website wissensdurstig.de entsteht zudem eine kleine Mediathek.
Mitschnitt vom fünften virtuellen Austauschtreffen
2. Video: Produkttest zum “We Walk Cane”-Blindenstock aus dem KI-Projekt
Olaf Schmiedeck aus Ilsenburg im Harz (geb. 1959) ist von Geburt an sehbehindert. Er verfügt über ein Restsehvermögen von einem Prozent. Für das Reallabor TAKSI hat Herr Schmiedeck den smarten Blindenstock “We Walk Cane” zwei Wochen lang genutzt. Der Stock ist aus dem Projekt “Digital souverän mit Künstlicher Intelligenz” und wird dem Reallabor TAKSI vom Verein Tecla zur Verfügung gestellt.
3. Video: Produkttest zum Fensterputzroboter
Susanne Beh aus Ebersburg ist Koordinatorin Gemeinwesenarbeit und Projektleiterin für Hilfreiche Technik im @lltag im Verein Miteinander-Füreinander Oberes Fuldatal. Der Verein beteiligt sich auch als Projektpartner am BAGSO-Projekt “Digital souverän mit Künstlicher Intelligenz”. Susanne Beh stellt im Austauschtreffen den Fensterputzroboter vor.
Zum Hintergrund: Die virtuellen Austauschtreffen werden alle sechs Wochen von der Fach-AG Technikberatung in der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungsanpassung e.V. und dem Projekt VTTNetz veranstaltet. Sie sollen die Vernetzung der Beratenden untereinander stärken und damit einen Beitrag zur Qualitätssicherung der Beratung leisten.
Wollen auch Sie an einem Treffen teilnehmen? Möchten Sie Näheres zur Zusammenarbeit mit anderen Beratungsstellen erfahren? Dann senden Sie uns sehr gerne Ihre Emailadresse über das Kontaktformular zu. Wir freuen uns über interessierte haupt- und ehrenamtlich Beratende, über Menschen aus verschiedenen Berufen (Pflege, Medizin, Altenhilfe, Architektur), die unserem Netzwerk beitreten möchten.