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VTTNetz-Kollegen Thomas Schatz und Julia Bruns stellten sich dem Fragen der Journalistikstudenten Cara Buchhorn (rechts) und Jonas Hinrichs in der Remise in Wernigerode. Es war der erste Science Talk in Wernigerode.

Beim Science Talk am 11. September 2019 in der Remise in Wernigerode stellten sich die Third Mission-Projekte der Hochschule Harz der Öffentlichkeit vor. Auch Thomas Schatz und Julia Bruns vom Innovationsnetzwerk Vernetzte Technikberatung und Techniknutzung standen unter der Überschrift „Smartphone statt Seniorenhandy – VTTNetz öffnet digitale Welten für Ältere“ den angehenden Journalisten Cara Buchhorn und Jonas Hinrichs Rede und Antwort auf der Science Couch.

Was genau beinhaltet das Projekt und wie kam es zur Idee?
Julia Bruns: Das Projekt beschäftigt sich mit verschiedenen Facetten der Senioren-Technikberatung. Es ist dabei die logische Fortsetzung einer Reihe von Vorläuferprojekten unter der Leitung von Birgit Apfelbaum.
Allen Projekten ist gemeinsam, dass sie die Selbstständigkeit im Alter durch Technik fördern wollen, nah an der Lebenswelt älterer Menschen sind und durch Kooperationen mit verschiedenen Praxispartnern aus Wirtschaft und Zivilgesellschaft mit Leben erfüllt werden, so wie bei unserem aktuellen Projekt mit dem Reallabor für Technikakzeptanz und Soziale Innovation.
Dort arbeiten wir ganz eng mit der Wernigeröder Seniorenvertretung, dem Verein Frau und Bildung und der Wernigeröder Wohnungsgenossenschaft eG zusammen.

Glauben Sie, dass viele die Möglichkeiten für Senioren unterschätzen, Smartphones im Alltag häufiger einzubauen?
Thomas Schatz: Wir haben die Erfahrung gemacht, dass viele Ältere schon sehr aufgeschlossen gerade für Smartphones sind. Die Nutzungsraten von Smartphones steigen in dieser Altersgruppe.
Es ist aber eine wichtige Frage, wofür das Smartphone verwendet wird. Bilder bei WhatsApp verschicken, ist quasi das Basislevel. Wir unterstützen die älteren User dabei, das Selbstvertrauen und die Fähigkeiten zu entwickeln, um sich auch an komplexere Anwendungen – wie z.B. Online-Banking – heranzutrauen.
Da sind Hilfestellungen gefragt. Gerade zu Beginn kommen Fragen zum Datenschutz auf. Auch hier wollen wir in den Dialog treten. Wir geben kein Richtig oder Falsch vor, versuchen aber durch gezielte Information und Zuhören zu helfen.

Welcher Aspekt ist im Projekt besonders interessant?
Julia Bruns: Für mich persönlich ist es die Arbeit in der TAKSI-Zentrale, unserem Reallabor. Die Zusammenarbeit mit unseren ehrenamtlichen Technikbotschaftern Herrn Dörge und Herrn Toepfer und die Kontakte zu unseren Besucherinnen und Besuchern sind sehr wertvoll. Es ist eine Bereicherung, dass sie ihre Erfahrungen mit uns teilen und unser Reallabor in Zusammenarbeit mit den Praxispartnern mehr und mehr zu einer festen Anlaufstelle in der Burgbreite wird. Außerdem integriere ich selbst mittlerweile viele der technischen Geräte, die wir dort präsentieren, in meinen eigenen Alltag. Das hatte ich anfangs nicht erwartet, dass viele Dinge so unglaublich nützlich sind.

Welche Schwierigkeiten gilt es zu meistern?
Thomas Schatz: Eine Schwierigkeit ist es, die zu erreichen, die gegenüber der Digitalisierung besonders skeptisch sind oder die Angst davor haben, an diesen Geräten, die völlig neu für sie sind, zu versagen. Auch Ältere, die vor Ort keine Unterstützung durch Kinder und Verwandte haben, sind eine wichtige, aber schwer erreichbare Zielgruppe.
Gerade für diese Personen ist es wichtig, dass es leicht erreichbare, geschützte Lern- und Erfahrungsorte gibt. Dort können sie mit Begleitung Ausprobieren und die ersten Schritte in der digitalen Welt gehen.
Deshalb sind niederschwellige Angebote wie in unserem Reallabor oder im Frauenzentrum so wichtig. Mit unserem Projekt können wir so Brücken bauen zu den Älteren, die sonst wenig Hilfe beim Einstieg in die digitale Gesellschaft erfahren. Dabei helfen uns auch unsere ehrenamtlichen Technikbotschafter, die sich in der Beratung engagieren.
Strukturell wird es gewiss eine Herausforderung, für diese wichtigen Angebote einen festen Platz in den dauerhaft finanzierten Beratungsstrukturen zu etablieren. Die Alternative wäre allerdings, Millionen älterer Menschen dauerhaft aus der digitalen Gesellschaft auszuschließen.

Welche Altersspanne bedienen Sie und wie gestaltet sich eine Beratung bei Ihnen?
Julia Bruns: Die Altersspanne liegt zwischen 45 und 90 Jahren. Es kommen Ehepaare, Freundinnen, aber natürlich viele Alleinstehende. Ich bin 33 Jahre alt und nutze technische Helferlein wie Greifzange und die smarte Türklingel. Ich denke, an die Zukunft zu denken und Dinge zu nutzen, die einem den Alltag erleichtern, ist keine Frage des Alters. Auch junge Leute, die gerade ein Haus bauen, denken an die barrierearme Gestaltung.
Die Beratung erfolgt in 1:1-Gesprächen nach telefonischer Anmeldung, entweder im Reallabor oder einmal im Monat im Frauenzentrum. Die Klienten kommen mit ganz persönlichen Anliegen, die werden dann aufgegriffen. Wir folgen also keinem vorgefertigten Lehrplan, sondern agieren flexibel und finden gemeinsam mit den Klienten eine individuelle Lösung.
Bei einer Beratung im Reallabor besteht grundsätzlich die Möglichkeit, Fragen zu Wohnungsanpassung und technischer Assistenz zu besprechen.

Wie kann mit Hilfe von neuester Technik der Alltag von Senioren einfacher gestaltet werden?
Thomas Schatz: Neue Technik wird dann akzeptiert, wenn die Älteren einen Mehrwert für ihren Alltag erkenn. Das hat viele Facetten: Technik kann die Kommunikation mit Enkeln und Ur-Enkeln erleichtern wie mit Hilfe von Whatsapp; sie bedeutet Komfort – man denke nur an Staubsaugerroboter, Sicherheit (smarte Türklingel) und kann helfen, Kosten durch Energiesparen zu senken (Smart Home).
Aber nicht nur digitale Geräte, sondern auch ganz simple Alltagshelfer können eine große Wirkung entfalten: Und wenn es der Haltegriff im Badezimmer ist, der dafür sorgt, dass man noch in die Badewanne steigen kann und nicht in ein Heim umziehen muss.
Deshalb ist auch wichtig, dass Angebote zum digitalen Kompetenzaufbau wie z. B. unsere Smartphone-Sprechstunden etwa mit Angeboten zur Wohnraumberatung kombiniert werden, so wie wir es in unserem Reallabor tun.

Wie soll das Projekt idealerweise in ein paar Jahren aussehen?
Julia Bruns: Menschen sollten auch nach Projektende eine Anlaufstelle haben, wo ihren Fragen rund um die Bedienung technischer Geräte mit Geduld und Hilfsbereitschaft begegnet wird. Die Fragen werden bleiben, denn der technische Fortschritt nimmt rasant Fahrt auf. Das Reallabor könnte als Kooperationsort von Wissenschaft und Praxis hier eine solide Basis bilden, um dafür zu sorgen, dass ältere Menschen nicht von der technischen Entwicklung abgehängt werden. Das liegt dann in der Verantwortung der Kommune und anderer potenzieller Träger.
Viele ältere Menschen sind zudem allein – sollten sich aber nicht allein gelassen fühlen. Auch dafür steht unser Projekt VTTNetz.